Da es leider noch nicht möglich ist sich persönlich zu treffen und die Zeit des Jahres gemeinsam zu begrüßen, möchte ich gern auf diesem Weg ein paar Worte zum ersten (keltischen) Jahreskreisfest teilen.
„Imbolc“ – wörtlich „das Anlegen/Säugen von Lämmern“ läutet die Zeit des Frühlingsbeginns ein. Die Tage werden noch länger als nach der Wintersonnenwende, die ersten zarten Pflänzchen sprießen, das Wetter, wenn auch oft noch frostig oder gar winterlich, wird zunehmend milder. Eine Zeit, in der unserer Vorfahren langsam begonnen haben sich aus ihren warmen Hütten nach draußen zu begeben und die Rückkehr des Lebens zu begrüßen.
Ein Brauch, der sowohl im keltischen als auch im germanischen, nordischen Bereich zu finden ist, ist das Segnen der Felder und dem damit verbundenen Dank an die Große Göttin für die Nahrung, die über den Winter gegessen wurde. Dazu wurden Brot und frische (Schaf-) Milch, oft auch Honig, auf den Feldern verteilt. Die Menschen haben sich Masken, die oft dämonische Grimassen zeigten, aufgesetzt und mit ebendieser Maken sowie Rasseln und Trommeln den restlichen Winter vertrieben – noch heute erinnert Fasching an diesen Brauch, der, wie viele Bräuche, von der Christianisierung nich gänzlich aus der Bevölkerung vertrieben werden konnte.
Imbolc selbst findet um den 1./2. Februar statt, unter anderem auch der Tag, an dem der Bär nach seinem Winterschlaf das erste Mal aus seiner Höhle kommt und frische Frühlingsluft wittert. Der Bär, symbolisch auch als der junge Mann, der junge Prinz zu sehen, der sich aus seiner wilden, ungestümen Gestalt des Bären im Laufe des Jahres zum König des Landes entwickelt und die Göttin, die sich ebenfalls wandelt, stets begleitet. Ein wunderbares Märchen, in dem diese Symbolik erzählt wird, ist „Schneeweißchen und Rosenrot“. Der junge Prinz wird in einen Bären verwandelt und vertraut sich dem jungen Schneeweißchen an, dass mit seiner Schwester Rosenrot und der Mutter hinter verzauberten Rosen wohnt. Schneeweißchen erkennt unter dem Pelz des Bären eine Gold glänzende Schicht und verliebt sich in ihn. Schließlich kann sie ihn aus dieser Gestalt befreien und die beiden heiraten – vermutlich um die Zeit des Beltane Festes, an dem die Göttin und der Gott sich vereinen, um das Land zu befruchten. Auch die Symbolik der dreigestaltigen Göttin taucht in diesem Märchen auf ; Schneeweißchen als die Jungfrau (auch mit der Farbe weiß, die der Jungfrau zugedacht wird), Rosenrot, die ältere Schwester als die Liebende und Mutter (mit der Farbe Rot, die Farbe ebendieser Göttin) und die Mutter als die Göttin in ihrer Gestalt als weise Alte.
Die jungfräuliche Göttin hat viele Namen, je nach Kultur und vor allem auch Landschaft. Im keltischen ist sie zb als Brighid, Braide oder Brigantia bekannt. Ihr Name findet sich zb in Bregenz, aber auch als „Braut“ oder englisch „Bride“, wo wieder der jungfräuliche Aspekt deutlich wird. „Jungfrau“ bedeutet in dem Fall nicht zwangsläufig sexuell jungfräulich, auch da hat die katholische Kirche wieder sehr viel beigetragen. Der jungfräuliche Aspekt der Göttin (und auch jeder Frau) ist die Neugier, die Unbeirrbarkeit, die (Vor)Freude aufs Leben, die Unbeschwertheit und auch eine gewisse kriegerische Haltung (Johanna von Orleans hat so einen Aspekt sehr deutlich gezeigt). Die jungfräuliche Göttin erinnert und an unsere ursprüngliche Lebendigkeit und lädt uns ein, unser inneres Kind wieder zu nähren, in dem wir uns an der Natur freuen und uns dem Leben hingeben, voller Vertrauen und Leichtigkeit.
Brighid, die keltische Göttin, hat aber auch andere Aspekte. Sie bringt die heilige Flamme, das Feuer (des Lebens) zurück, sie hält den Stab der Heilung und der Fruchtbarkeit. Ihre heilige Flamme, von 19 Priesterinnen bewacht, brennt das ganze Jahr, und zu Imbolc bringt die Göttin dieses Licht wieder zu den Menschen. Noch heute bewachen 19 Nonnen im katholischen Kloster Kildaere in Irland das heilige Feuer, allen Versuchen des christlichen Patriarchats zum Trotz. Sie halten die Flamme für die christianisierte Brigit, aber immerhin. 19 im Übrigen daher, weil es 19 Mondjahre braucht, bis an der Wintersonnenwende am 21.12. wieder ein Neumond ist – im 20. Jahr. Da hütet die Göttin selbst ihr Feuer. Auch sämtliche Steinkreise in England, unter anderen Stonehenge, haben 19 Steine, was die Vermutung nährt, dass Stonehenge auch astrologischen Zwecken diente.
Eine Möglichkeit dieses heilige Feuer (in sich) zu entfachen und auch die Göttin bzw. die Wege unserer Vorfahren zu ehren ist zb 19 Kerzen in einem Kreis oder einer Spirale aufzustellen und auch hier mit einem Rauchopfer und Gaben an die Göttin (zb selbst gebackenes Brot) das wiederkehrende Leben zu nähren.
Ich glaube, dass es immer wichtiger wird, sich an die Wege unserer Ahnen zu erinnern und Kraft zu schöpfen aus einer Form der Spiritualität, die das Leben und die Natur ehrt und tiefe Verbundenheit zu allen Wesen und der Erde nährt. Auch wenn wir das katholische Maria Lichtmess am 2.2. feiern können wir uns an den Ursprung erinnern, an dem die Wiederkehr des Lebens gefeiert und der Winter mit wildem Geschrei vertrieben wurde.
Blessed Imbolc!
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